Geschichte des SK Algermissen
I. Die „Gründerzeit“
Historisch wird als „Gründerzeit“ die wirtschaftliche Phase in Deutschland im 19. Jahrhundert bis zum großen Börsenkrach bezeichnet. Unsere „Gründerzeit“ beginnt erst 1909. Als Gründungstag muss wohl der 5. September angesehen werden, denn dieses Datum, versehen mit dem Vermerk „Gründung“ wird als Randnotiz auf der „Bürgschaft“ vermerkt.
14. weitere Vereine gibt es damals bereits, bis heute davon „durchgehalten“ haben lediglich 6, nämlich – neben dem Schützenklub – als ältester Verein der Gesangverein (damals noch MÄNNER-Gesangverein) von 1863, die Freiwillige Feuerwehr, 1879 gegründet, die Junggesellschaft (1886) sowie der Turnverein Eintracht (1894) und der Geflügelzuchtverein von 1901.
Bereits im Sommer 1910 ist der Schützenklub so weit, dass er sich eine eigene Satzung sowie Schießordnung gegeben hatte, und auch ausweislich der Journal-Nr. VIII / 11108 des Landrates des Landkreises Hildesheim die Schießerlaubnis auf dem Schießstand hatte (s. S. ….). Von regelmäßig sonntags stattfindenden Schießen wird berichtet, auch das Tontaubenschießen wird seinerzeit gepflegt. Rudimente der Anlage sind noch bis Ende der siebziger Jahre am Schießstand zu finden gewesen, inzwischen aber nach mehreren Umbauten völlig verschwunden. Die ersten Ketten-Königswürden werden 1911 auf eine Distanz von 175 m ausgeschossen. Diese Kette (heute auf 100 m KK ausgeschossen) soll zum 100. Jubiläum letztmalig vergeben werden und dann im Schützenhaus einen dauerhaften Ehrenplatz erhalten.
II. Jahre des Krieges
„Sicheres Auge, ruhige Hand – und ein Herz fürs Vaterland!“
Schon 5 Jahre nach seiner Gründung ruft der I. Weltkrieg fast alle Mitglieder des Schützenklub Algermissen zu den Waffen – aber nicht zum sportlichen Wettkampf. Und obwohl niemand „im Felde“ bleibt, wird erst 10 Jahre später, 1924, das Schießen wieder aufgenommen.
Dann geht es Schlag auf Schlag: Wiederaufbau des Schießstandes, Beitritt zum Deutschen Schützenbund (1925), Errichtung eines Kleinkaliberstandes, Verbindungen zu verschiedenen anderen Schützenvereinen im „Heidjer Raum“, und, 1934, die Feier des ersten „echten“, des 25jährigen Jubiläums mit Fahnenweihe und großem Dorffest.
Auch in den ersten Kriegsjahren geht das Vereinsleben vorerst weiter, Schießen finden – wenn auch nicht mehr so regelmäßig – immer noch statt, mit den im Felde stehenden Schützenbrüdern wird brieflich Kontakt gehalten, zu Weihnachten werden Pakete versandt. Doch der II. Weltkrieg geht nicht so spurlos am Verein vorbei wie der I. Insgesamt -8- Schützenbrüder kehren nicht heim. Ihre Namen sind verewigt auf dem Gedenkstein vor unserem Schützenhaus.
III. Wiederaufbau- und Wirtschaftswunderjahre
Nur kurze Zeit vergeht, bis nach dem II. Weltkrieg das Vereinsleben wieder erwacht: Bereits 1950 wird wieder geschossen – zunächst allerdings nur mit dem Luftgewehr, nichts anderes war erlaubt; ab 1951 dann auch wieder „mit Pulver und Blei“. Erste Mannschaften werden wieder aufgestellt und bereits 1952 finden die ersten KK-Wettkämpfe auf dem Algermissener Schießstand statt. Von da an bis zum heutigen Tage sind Algermissener Schützen aus den Wettkampfgeschehen auf Kreisebene stets präsent gewesen.
Ein kurzes Intermezzo gibt in den 50ern ein eigener Spielmannzug: von 1954 bis 1958 begleitet er unter der Leitung von Konrad Heinze Umzüge und Feiern des Vereines.
Das 50jährige Bestehen wird 1959 am Nikolaustag gefeiert. Entsprechend der Jahreszeit gibt es aus diesem Anlass ein großes Gänseschießen. 13 Gänse und zusätzlich 13 Geldpreise werden vergeben. Im Jahr darauf feiert man das „Schützenfest“ als erstes gemeinsames Volksfest im Rahmen der noch heute existierenden Volksfestgemeinschaft.
Vom 8. – 19. Juli1961 nehmen Algermissener Schützen anlässlich des 100. Geburtstages des Deutschen Schützenbundes am 22. Deutschen Bundesschießen in München teil. „An 290 Schießständen kamen 5.087 Schützen aus 8 Nationen zusammen …“ heißt es dazu in offiziellen Pressetexten seiner Zeit. Es ist gleichzeitig das vorletzte Bundesschießen überhaupt (1965 findet das letzte Bundesschießen in Hannover statt). Nur 4 Wochen später nimmt der SK Algermissen seinen eigenen 100 m – KK-Stand in Gebrauch. Den Stand, auf dem wir dieses Jahr auch unsere Jubiläumsscheibe ausgeschossen haben.
Mit 1965, dem Jahr in dem das Go-Haßel-Schießen aufgenommen wird, beenden wir den Rückblick auf diese Epoche und wenden uns der nächsten zu:
IV. Hippie, Flower Power und Neue Deutsche Welle
Völlig neue musikalische Töne sind aus den Lautsprecher-Boxen zum Ende der 60er zu hören. Ebenfalls neue Töne beim SK Algermissen: 1969 wird die Damenabteilung gegründet und die praktisch brach liegende Jugendabteilung quasi wiedergegründet. Namentlich das Ehepaar Ursula und Bernhard Seng leistet über einen langen Zeitraum in den 70ern die Aufbauarbeit für diese beiden „neuen“ Sparten.
Andere Mitglieder leisten Aufbauarbeit ganz anderer Art: Um auch im Winter vor den Unbilden der Witterung geschützt zu sein, baut der Schützenbruder Johannes Schütte seinen Stallboden zu einem Schießstand mit 8 Ständen aus. Für lange Zeit ist dieses nun Trainings- und Wettkampfstätte für die Luftdruckwaffen-Disziplinen.
Auf dem Schießstand werden derzeit die Sanitäranlagen in Angriff genommen: Die alten Außentoiletten gehören der Vergangenheit an, neue, innenliegende Toiletten werden gebaut. Aufgrund der verwitterten Bausubstanz muss die Schießhalle renoviert werden, die Arbeiten finden mit dem Aufsetzen einer neuen Dachkonstruktion im September 1974 ihren Abschluss. Ab Anfang der 80er wird der Schießstand an das Wassernetz der Gemeinde Algermissen angeschlossen, die Zeit des „Wassers aus eigenem Brunnen“ gehört damit endgültig der Vergangenheit an.
1979 werden die Schießanlagen mit Scheinwerfern ausgestattet, um auch im Dunkeln noch KK schießen zu können. Im gleichen Jahr treffen sich einige jüngere Schützenbrüder erstmals zu einer sogenannten Spaß-Rallye. Neben dem Schießen gibt es eine Auto-Rallye mit Geschicklichkeitsaufgaben und Wissensfragen.
Zu Beginn der 80er müssen auf dem Schießstand die ersten Pappeln gefällt werden: Sie sind zum Teil von innen morsch und drohen umzukippen und den Schießstand zu beschädigen. Natürlich wird wieder „aufgeforstet“ – und verschönert, denn schließlich steht mit 1984 das Jahr des 75. Jubiläums vor der Tür. Und das wird mit Festkommers, Zapfenstreich, Totengedenken, Festumzug, Zeltfest und Katerfrühstück gebührend gefeiert.
V. Die letzten 25 Jahre, oder: Von einem zum anderen Millennium
Nach dem 75 jährigen Jubiläum gibt es tiefgreifende personelle Veränderungen im Verein: Sowohl der Schießwart Josef Ingelmann als auch der Vorsitzende Günter Deister legen im Laufe der nächsten beiden Jahre ihr Amt nieder – Bernhard Seng und Gerhard Machens treten ihre Nachfolge an. Kontinuierlich werden die angefangenen Umbau- und Sanierungsarbeiten am Schießstand zu Ende gebracht. 1989 feiert die Damengruppe ihr 20 jähriges Bestehen. Die etwas ramponierte Vereinsfahne muss 1990 für über 1000 DM repariert und restauriert werden. 1992 wird der „Feldweg“ zum Schießstand asphaltiert. Endlich kann man „trockenen Fußes“ zum Schützenhaus gelangen.
Pünktlich zum 25 jährigen Bestehen der Damengruppe erhält 1994 auch die erste Dame den Titel eines „Ehrenmitgliedes“ im Schützenklub Algermissen: Maria Weiterer.
1996 wird das in den 70ern eingeschlafene Freundschaftsschießen über 50m Kleinkaliber mit den Vereinen KKS Himmelsthür, Vaterland Groß Giesen und St. Hubertus Borsum wieder aufgenommen – es wird noch heute gepflegt.
Im gleichen Jahr wird die Dachsanierung auf dem Schießstand in Angriff genommen und im Juli 1997 mit der Bedeckung mit Trapezblechen abgeschlossen. Ebenso der Innenausbau des Luftgewehrstandes, der nun auch als Veranstaltungsraum genutzt werden kann.
Im neuen Millennium bekommen die Toilettenanlagen neue Fliesen, die Küche neue Geräte und der Schützenklub gleich 18 „Waffensachkundige“ auf einen Schlag. Nach mehrwöchigem Lehrgang auf dem Schießstand legen 18 Schützenschwestern und Schützenbrüder die Waffensachkunde ab.
Der Sportpistolenstand wird „auf Vordermann gebracht“: Der Gehweg wird 2003 neu angelegt und gepflastert, 2005 wird der Stand mit Lärchenbrettern neu vertäfelt.
2007 beschafft der Schützenklub zwei Lichtpunktgewehre für die Jugendarbeit, damit aufgrund der Altersbeschränkungen beim Schießen mit „echten“ Waffen die Kinder früher mit dem Schießtraining beginnen können.
erstellt von J.Jünemann